reg: 17.01.2025, 20:55
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June ist ein ganz besonderes Exemplar der Gattung Mensch, und das liegt nicht nur am früh diagnostizierten 'Little Professor Syndrome' - er liegt mit dem Asperger-Syndrom auf dem autistischen Spektrum. Das bedeutet, dass all das, was anderen leicht fällt im Lernen sozialer Normen und Zeug wie Smalltalk ihm nicht einfach zugefallen sind; June hat sie sich hart erarbeitet. Er hat gelernt, anderen ins Gesicht zu sehen, wenn er mit jemandem sprechen will (umgekehrt klappt noch nicht), und da er unfassbar viel Musik hört, vorgelesen bekommen hat und sich dafür interessiert, merkt man ihm die Andersartigkeit nur an der manchmal komischen Wortwahl an, nicht unbedingt der Sprachmelodie. Smalltalk, Höflichkeiten und jede Form von Zynismus sind ihm fremd, und er kann sie kaum verstehen und überhaupt nicht anwenden. Daraus resultiert, dass er sehr direkt kommuniziert, wenig beschönt, viel faktisch oder logisch basiert, und auch einfach weggeht, wenn das Gespräch seiner Meinung nach beendet ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass er nicht imstande ist, Emotionen in Gesichtern und Stimmen zu erkennen, wenn sie nur subtil sind. Wenn jemand rumschreit und einen hochroten Kopf hat, dann merkt auch June, dass da jemand sehr sauer ist, wenn es aber nur ein Zähneknirschen und gerunzelte Stirn ist, kann das... halt alles sein, von Sorge bis Verdauungsproblemen, und wenn dann auch noch Sarkasmus dazu kommt, ist der Dreiviertelkoreaner halt raus und wird wortwörtlich Gesagtes als einzige Info verarbeiten.
Müßig zu erwähnen, dass June nicht viele Freunde im Leben hatte, und diese jetzt alle hinter sich lassen musste mit dem Umzug nach Yale. Obwohl er gut allein klar kommt, fühlt er sich oft etwas einsam. Wenn er einmal über eine Interessensnische anfängt zu reden, dann hört der Wasserfall so schnell nicht wieder auf. Er kann sich auch selber einfach auf einer emotionalen Ebene nicht gut ausdrücken, obwohl er rational sehr intelligent ist und die Begabung besitzt, etwas einmal Gesehenes aus dem Gedächtnis perfekt zu Papier zu bringen, wenn man ihm Zeit und Ruhe lässt. Er nutzt Musik, um sich auszudrücken, und würde beispielsweise wenn er traurig ist, seiner Mama seine Kopfhörer geben und sie den Song anhören lassen, der seine Gefühlswelt am Besten ausdrückt, so wie er es nicht selbst in einem guten Ausmaß kann. Einzige Ausnahme sind die hysterischen oder Wutanfälle, die er auch im Erwachsenenalter noch haben kann - wenn man etwas durcheinander bringt, wenn ihn etwas vollkommen überfordert und er keine Möglichkeit zum Rückzug hat, oder, Gott bewahre, man ihm seine Kopfhörer oder Skizzenbücher wegnehmen will. Es hat fünfzehn Jahre gebraucht, bis June grundlegende Regeln verinnerlicht hat, so wie wann man Hallo sagt, und wann Auf Wiedersehen, wenn man geht, und Bitte und Danke klappen auch ziemlich gut, wenn auch nicht intuitiv, sondern gelernt. Er hofft, dass er sich mit so vielen Gleichaltrigen an der Uni weiterentwickeln kann, auch wenn er sich noch sehr schwer tut.